Die Burtscher

 

Zum Glück ist die Geschichte der Burtschersippen in Vorarlberg sehr gut erforscht. So können wir hier die wichtigsten Informationen zur Herkunft einfach von der Homepage der "Burtscher und Namensverwandten" abschreiben.

 

"Von diesem Geschlecht, das uns urkundlich das erstemal im Jahre 1433 mit der Schreibweise "Burtscher" begegnet, ist die Herkunft einwandfrei geklärt. Nach der im Vorarlberger Landesarchiv verwahrten Urkunde, wohnten damals am Ludescherberg auf den sieben alten Heimstätten Pratschilan, Planetzen, Barmajagen, Maetzaprada, Fossen, unteren und oberen Gasaetscha sechs Walliser Familien und ein leibeigener Mann. Eine der Walliser Familien hieß "Hänsli Burtscher sälig Kinder". Einen weiteren Beweis dafür, daß die Burtscher Walliser Abkunft sind, bildet der erste Kundschaftsbrief im Prozeß zwischen Abt Conrad und Freih. Siegmund von Brandis vom Fronleichnamstag 1497, wo Christian Burtscher als frey Walliser aussagt. (Doc. St. Geroldianam Praeposituram etc., S. 127)."

Unsere Burtscherlinie führt uns in das Klostertal, in die Gegend von Dalaas-Wald. Flurnamen wie Burtschasattel und Burtschakopf, zeugen davon, daß die Burtscher sehr früh im Klostertal ansässig waren. Nachdem es eher unwahrscheinlich ist, dass eine Familie nach einer Bergspitze benannt wurde, wird es wohl umgekehrt so gewesen sein, dass die Familie zuerst da war. Die Flurnamen könnten später im Zusammenhang mit Weiderechten entstanden sein. Diese Sichtweise widerspricht zwar der gängigen Meinung, hat aber auch eine gewisse Logik. Es wäre interessant zu wissen, in welcher Zeit die Berge Namen bekommen haben.

 

Zur Namensherkunft gehen die Meinungen auseinander. Zitat aus dem Familienbuch:

 

Dr. Karl Finsterwalder spricht sich für die Herleitung von dem Flurnamen "Burtscha" aus.  Dafür sprechen die vielen Flurnamen wie "Burtschakopf", "Burtschaalpe", "Burtschasattel", u.s.w. Es wäre also durchaus möglich, dass auf einer so benannten Flur ein Hof war, von dem der Familienname Burtscher ausgegangen ist.
Dr. Josef Zehrer, in einem Beitrag "Burtscher- ein bäuerliches Kolonistengeschlecht" schließt sich dieser Meinung an. Dr. Schorta denkt dagegen an einen Ursprung im lateinischen "bifurca" = Gabelung, rätoromanisch "burtgia", das sehr ähnlich wie "burtscha" gesprochen wird. 

Andere Sprachforscher vertreten die Ansicht, dass der Name auf das latein. "porcarius" = Schweinehirt zurückzuführen ist. Diese, bis heute nicht belegte Namensdeutung geht davon aus, dass die Burtscher aus Andalusien, Südspanien stammen und dort die große Schweinezüchter - Familie war. Die Familien kamen zu großem Reichtum, wanderten auf Grund kriegerischen Ereignissen zwischen 800 und 1000 n.Chr., gegen Norden, zogen weiter ins Wallis und von dort bis ins heutige Vorarlberg. Diese Deutung zieht das Vorhandensein von Örtlichkeiten "Burtscha" überhaupt nicht in Betracht."

Kleine Heimatkunde

 

Warum stehen die Klostertaler im Himmel alle mit dem Rücken zur Wand?

Weil ihnen vor der Beerdigung noch schnell das Rückenteil aus dem Leichenhemd geschnitten wird.

Dieser "Witz" illustriert, was im Klostertal seit Beginn der Besiedlung die bestimmende Lebensbedingung war  - die Armut. Der Talboden  gehörte der ungezähmten Alfenz, die linke Talseite eine Schattenwand, auf der rechten Talseite karge Schwemmkegel, die regelmäßig vermurt wurden. Als frühe rätoromanische Siedlung wird 1303 Talaus (Dalaas) in einer Urkunde erwähnt. Vom Ostrand des Dorfes bis zur Baumgrenze erstreckte sich ein relativ großes Waldgebiet. Der Wald wurde für die Erzaufbereitung der Silberminen am Christberg nach und nach verheizt. Die Bäume waren weg, was blieb war der Name "Wald" für die Rodung. Der Holzverbrauch soll so exzessiv gewesen sein, daß die Kaiserin Maria Theresia die verbliebenen Wälder "in Bann tun" mußte. Das dürfte allerdings mit der Silbererzverhüttung nichts mehr zu tun gehabt haben, den zu Maria Theresias Zeiten war es mir dem Silberabbau schon lange vorbei. 

Zu den ursprünglichen rätoromanischen Bewohnern kamen ab 1300 die Walser Einwanderer, aus deren zweifelhaften Mischungsverhältnissen (genetisch gesehen) unsere Burtschervorfahren hervorgingen. Jedenfalls ist es nicht einfach, in den Kirchenbüchern die vielen Burtscher auseinander zu halten und im Trauungsbuch sind immer wieder Vermerke zu finden, wonach den Heiratswilligen wegen Versippung Dispens erteilt wurde.

Burtscher und Vonbank

Eine Anmerkung zur Namensschreibung. In den Matrikeln werden die Varianten Burtscher und Purtscher ohne erkennbare Logik verwendet. Man soll sich also davon nicht irritieren lassen.





Am 16. Juni 1788 heiraten Christian Burtscher aus Dalaas und Anna Maria Vonbank (*25. 7. 1764)  aus Braz. Die Trauung ist ist in Braz. Anna Marias Eltern sind Joan Georg Vonbank und Anna Maria Grassin.

Wir können davon ausgehen, daß die Vonbank ein ebenso alteingesessenes Walsergeschlecht sind wie die Burtscher. 1550 wird ein Caspar Vonbank auf Montschaganera oberhalb von Tschagguns erwähnt und in den Büchern von Wangen im Allgäu finden wir einen Johannes Von Bank de Brats (Braz) der am 31. 1. 1658 die Anna Lescherin heiratet. 

Sich um eine Walserin umzuschauen war für Christian Burtscher schon für die Wahrung der walserischen Freiheitsrechte wichtig.

Am 2. July 1803 wird Johann Josef Burtscher  in Braz geboren. Er dürfte dann nach Wald am Arlberg gezogen sein, denn dort bekamen sie den Vulgonamen "Brazers"


Zum Leidwesen der Familienforscher heiratet Johann Josef Burtscher (*2. 7. 1803) am 22. Feber. 1824 die elf Jahre ältere Maria Magdalena Purtscher (*29. 8. 1792) in Wald am Arlberg. Ihre Eltern waren Christian Burtscher und Maria Agnes Königin.

 

Das Haus Nr. 41 in Wald am Arlberg  wird in den Jahren 1825 bis 1839 zu einer Geburtenstation. Maria Agnes gebiert 9 Kinder:

 

  • Johann Christian  geb. 14. Feber. 1825
  • Anna Maria,   geb. 15. Mai 1926, heiratet am 3. April 1866 Ludwig Fritz von Dalaas.
  • Johann Christian, geb. 8. September 1827. Christian heiratet Ludwina Mathies. Sie haben sechs Kinder. Christian und Ludwina sind in die USA ausgewandert. Die Nachkommen halten Kontakt mit Christof Thöny vom Klostertalmuseum.
  • Johann Josef, geb. 1. Feber 1829 (unser Vorfahre)
  • Maria Josepha, geb.  21. August 1830
  • Maria Carolina, geb. 6. Juli 1832
  • Max Joseph, geb. 25. April 1834, heiratet am 4. Februar 1862 Maria Katharina Schnetzer von Wald Nr. 14
  • Franz Anton, geb.  3. Juli 1835
  • Maria Cäzilia, geb.  25. August 1839, sie heiratet am 13. April 1863 Johann Mark aus See im Paznaun. Aus dieser Linie gibt es noch Nachkommen in Klösterle und vermutlich in Nenzing.

 

Unsere nächste Burtschergeneration

Dieses Bild ist beispielhaft für die neuen Zeiten die um 1850 im Klostertal angebrochen sind. Es zeigt Johann Josef Burtscher (1. 2. 1829 - 27. 9. 1880) und seine erste Frau Maria Anna Bachmann (8. 11. 1822 - 31. 1. 1856).  Sie haben am 8. Jänner 1855 geheiratet. Vielleicht haben sie sich anläßlich der Hochzeit einen Ausflug nach Bludenz oder gar nach Feldkirch geleistet und sich dort fotografieren lassen. Zu dieser Zeit sicher noch ein seltener Luxus. Es ist ein kontrastreiches Bild. Johann Josef zeigt einen fast lässigen Stolz. Maria Anna sieht eher aus wie fünfzig denn dreißig, das abgehärmte Gesicht verrät die Armut. Nähe ist an den Händen nur angedeutet. Das Bild dokumentiert die Bindung, nicht die Liebe.

 

Maria Anna Bachmann war die jüngste Tochter der Eheleute Oswald Bachmann (geb. 27. Okt. 1776) und der Anna Maria Berthold (geb. 20 April 1785). Ihr Vulgoname "Fuchslochers" deutet auf eine eher abgeschiedene Heimstatt.

Ein "Bachmann" hatte die Pflicht, die Hangbäche so zu pflegen und offen zu halten, damit sie die Wiesen nicht vermuren.

 

 

Joh. Josef soll Zimmermann gelernt haben. Als solcher habe er sich hauptsächlich beim Bau von Holzbrücken verdingt und sei viel im Bodenseeraum herum gekommen. Wo er in den Matriken als Erzeuger von Kindern geschrieben wird, legt er Wert darauf, Organist zu sein.

Am 21. Dezember 1855 wird Maria Karolina (unsere Vorfahrin) geboren. Sieben Wochen später, am 31. Jänner 1856 stirbt ihre Mutter Anna Maria. Johann Josef  Burtscher ist 27 und das erste mal Witwer. Die Sorge um den Säugling erlaubt ihm nicht, ein Trauerjahr einzuhalten.

Am 10. November 1856 heiratet Jo. Josef Burtscher Maria Katharina Tschohl (12. 12. 1836 -  8. 5. 1877). Der zweiten Ehe entstammen sieben Kinder:


  • Maria, geb 18. Aug. 1857
  • Rosa, geb 26. Okt. 1858
  • Konstanzia, geb. 1861
  • Katharina, geb. 30. Okt. 1862
  • Aloisia, geb 30. März 1868
  • Severin, geb. 1869
  • Emilie, geb. 4. Mai 1877

Vier Tage nach der Geburt von Emilie, am 8. Mai 1877, stirbt Maria Katharina im Wochenbett. Notgedrungen begibt sich Jo. Josef wieder auf Brautschau und wird in Koblach bzw. Klösterle fündig.

Elisabeth Dachauer geb. Tschohl ist eine vielversprechende Partie. Sie stammt aus Klösterle und hat in Koblach den Ortsvorsteher Dachauer geheiratet. Die Ehe bleibt kinderlos. Als Dachauer stirbt, erbt sie Barvermögen und Genußrechte. Am 18. Nov. 1878 heiraten Jo. Josef Burtscher und Elisabeth Dachauer.

Elisabeth hatte das Pech oder das Glück, Männer mit reduzierter Lebenserwartung zu erwischen, denn am 27. Sept. 1880 stirbt Jo. Josef Burtscher 51-jährig. Seine dritte respektive ihre zweite Ehe blieb kinderlos. Dafür hatte sich Elisabeth acht Stiefkinder eingehandelt.

Vage sind die Berichte, wie die Burtscherkinder mit ihrer Stiefmutter zu Rande gekommen sind und wie sich die Familie über Wasser gehalten hat. Nach all dem, was Karolina Burtscher ihrer Enkelin Leni Mittelberger erzählt hat, ging es nicht herzlich zu.

 

Elisabeth Burtscher hat Wald wieder verlassen und sich in Feldkirch-Levis ein Haus gekauft.

Bevor sie am 12. Mai 1895 stirbt, stiftet sie ihr beträchtliches Vermögen für die Errichtung der Kapelle Schmerzhafte Gottesmutter in Danöfen. Ihr Tod und die Beerdigung in einem Dorf am deutschen Bodenseeufer stützen des Gerücht, sie sei schwermütig gewesen und sei ins Wasser gegangen (wie man das damals nannte). Auch die Verleugnung durch den Stiefsohn Severin Burtscher klingt plausibel  >>weiterlesen

Die Nachkommenlinien der Burtscher

Mit Ausnahme der ältesten Tochter Maria haben alle Kinder aus Johann Josefs beiden Ehen das Klostertal verlassen. Niemand ist auf der Heimat in Wald geblieben.

Karolina (21. Dez. 1855 - 17. Nov. 1939) unsere Vorfahrin, war das einzige Kind aus der ersten Ehe. Sie hat als Magd in Bludenz das Vieh ihrer Herrschaft gehütet, als der Stickerfergger Johann Ulrich Mittelberger aus Götzis des Weges kam. Geheiratet wurde am 3. Feber 1879. Karolina nimmt in dieser Linie eine besondere Stellung ein, weil sie nicht nur ihr Einzelkind Johann Josef zielstrebig erzogen hat, sondern auch dessen Tochter Leni (meine Mutter). Leni wurde schon als Kind zu ihren Großeltern nach Götzis geschickt. Unser Mutter Leni wurde von ihr geprägt. Sie hatte an ihre Großmutter schönere Erinnerungen als an die eigene Mutter in Bregenz. >>weiterlesen

Maria (18. Aug. 1857 - 24. Juni 1891) heiratet um 1880 Johann Josef Bertschler. Er ist Wirt des Gasthaus Traube und Ortsvorsteher von Klösterle.

Die Tochter Maria Katharina wird am 10. Okt. 1881 in Klösterle, Müli 27 geboren.

Aus unbekannten Gründen ziehen Jo. Josef Bertschler und Maria nach Rankweil. Dort sind sie begraben.

Die Tochter Maria Katharina heiratet den Bauunternehmer Hermann Laternser und lebt mit ihm in Thionville, Frankreich.

Aus dieser Ehe stammt der Jurist Dr. Hans Laternser, der sich als Verteidiger von Nazigrößen im Nürnberger Prozeß und im Frankfurter Auschwitzprozeß einen zweifelhaften Ruf erworben hat. >>weiterlesen

Rosa (26. Okt. 1858 - 1886) hat am 19. Nov. 1883 Johann Georg Längle, Maler, "ehelicher Sohn des Joh. Ant. Maler und Gemeindeschreiber und der Agatha Stöhle Längle" geheiratet. Am 19. Juni 1886 kam die Tochter Maria Agatha zur Welt. Rosa dürfte als Wöchnerin verstorben sein.

Maria Agatha starb am 1. Juli 1908 in Götzis.

Konstanzia (1861 - 17. Juli 1903) bringt am 21. Dez. 1881 die Tochter Leopoldina zur Welt. Die Vaterschaft wurde dem Tunnelbauer Julius Lott zugeschrieben. >>weiterlesen Später heiratet sie den Südbahnofficial Leopold Purner und lebt in Innsbruck. Konstanzia und Leopold sollen noch zwei Töchter gehabt haben, die beide ledig und kinderlos verstorben sind.

Katharina (30. Okt 1862 - 30. Okt 1931) scheint in ihrer Jugend ein aufgestelltes Mädchen gewesen zu sein. Sie wurde 1880 von ihrem Vater als Hilfe für Karolina nach Götzis geschickt. Der Wunsch, man möge ihr einen Hut nachschicken erbost den Vater. Er schreibt: "Der Katharina schicken wir den Hut nicht, denn derselbe wäre das Postgeld nicht werth. Sie würde das ganze Götzis verderben mit diesem abscheulichen Hut und könnte ihrer selbst noch schade sein".

 

Kathi arbeitete als Pfarrhaushälterin in Lauterach. Geblieben ist von ihr die Nachrede, keine Sauberkeitsfanatikerin gewesen zu sein. Ihren Lebensabend verbrachte sie in Hohenems und war dort unter dem Vulgonamen "Weirathers Tante" bekannt.

 

Aloisia (30. März 1868 - 21. Juni 1938) heiratet am 27. Nov. 1893 den Hohenemser Musikus Theodor Weirather. Das Paar hat fünf Kinder.  >>weiterlesen

Severin (1869 - 27. 1. 1904) Der einzige männliche Nachkomme blieb ledig. Er arbeitete anfangs bei der Firma Ulmer Buchhalter und wohnte in Gasthaus Thurnher im Markt. Wie sein Vater erleidet er früh eine Erkrankung im Hals. 1902 begibt er sich auf der Suche nach Heilung für eine Kur nach Bad Wörishofen.

Emilie (4. Mai 1877 - 18. Juli 1878) Am 5. Mai benachrichtigt Joh. Josef Burtscher seine Tochter Karolina in Bludenz über die Geburt ihrer Halbschwester. Emilies  Mutter stirbt vier Tage nach der Entbindung.

Ein gutes Jahr später muß Johann Josef Burtscher vom Tod Emilies berichten