Neun Kinder bezeugen im wahrsten Sinn das vorkonziliär katholische Liebesleben von Emil und Leni. Die ehelichen Pflichten waren erfüllt, aber gelegentlich schlich sich hinter die eheliche Treue doch ein Fragezeichen.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs waren unter den französischen Besatzungssoldaten viele Männer aus Marokko. Also wurden hin und wieder auch Kinder mit exotischem Einschlag geboren. Aus unerfindlichen Gründen sah unsere noch während des Krieges geborene Lina eher wie eine kleine Vietnamesin aus. Eine Frau kommentierte nach ihrem Blick in den Kinderwagen: "A so a liabs Marokkanerle."

 

Bei unserem Nachbarn Josef Ströhle (vulgo Güggaris) hatte sich im Zimmer zu ebener Erde eine Näherin eingemietet. Wir nannten sie Schnuggi. Unsere Mutter konnte es nicht leiden, wenn sie am Gartenhag stand und mit Emil "karesierte".

Eines Tages brachte sie ein Kind zur Welt. Mangels Ehemann nannte sie beim Jugendamt mehrere Nachbarn als potentielle Väter. Also mußte auch Emil eine peinliche Befragung über sich ergehen lassen – und zwar nicht nur auf dem Jugendamt.

 

Neben unseren Feldern auf den Koblacher Herrschaftswiesen hatte sich in den 50iger Jahren ein Pudelzüchter niedergelassen. Im Sommer, wenn wir bei der Heuarbeit schwitzten, konnte man gelegentlich die Frau des Pudelzüchters im Bikini sehen, wie sie ihre Hunde versorgte. Und wenn sie dann noch an das Tor kam und mit Emil plauderte, dann blitzte der goldüberkronte Eckzahn im Lächeln unseres Vaters unübersehbar.

 

(Klaus Dünser)